Im Sturm des Wandels die Mitte finden
- Ferdinando De Maria
- 20. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.
Welche Rolle Achtsamkeit in Organisationen spielt
und wie Zen-Praxis hilft, im Chaos klar zu bleiben.

Einleitung
Wir alle kennen ihn: den Sturm des Wandels. Mal tobt er leise und untergründig, mal reisst er mit voller Wucht alles mit, was wir bisher für sicher hielten. Arbeitswelten verändern sich, Technologien stellen gewohntes infrage, Beziehungen und Strukturen geraten ins Wanken. In solchen Zeiten reicht es nicht, nur „durchzuhalten“. Entscheidend ist, die innere Mitte zu finden - einen Ort der Klarheit, von dem aus wir kraftvoll handeln können.
1. Der Sturm als Spiegel
Wandel fühlt sich oft bedrohlich an, weil er uns mit unseren Gewohnheiten konfrontiert. Wir sind es gewohnt, Kontrolle zu haben – oder zumindest die Illusion davon. Wenn der Sturm alles durcheinanderwirbelt, zeigt er uns, wo wir festhalten, wo wir Angst haben und wo wir vielleicht längst überholte Muster pflegen.
Doch genau darin liegt seine Chance: Der Sturm reisst nicht nur nieder, er legt auch frei. Er macht sichtbar, was trägt und was nicht mehr.
2. Die Mitte als innere Ressource
Die Mitte ist kein Ort der Abgeschiedenheit, sondern eine Haltung. Sie bedeutet nicht, dass der Sturm aufhört. Sie bedeutet, dass wir mitten in der Bewegung eine innere Achse spüren, die uns ausrichtet.
5 Tipps, wie du deine Mitte im Wandel stärkst:
Atme bewusst - drei tiefe Atemzüge, wann immer du Druck spürst. Atem ist die schnellste Rückkehr in deine Mitte.
Finde dein Ritual - ob Meditation, ein Spaziergang oder Journaling: Rituale schaffen Inseln der Stabilität.
Frage dich: „Was bleibt?“ - inmitten des Sturms bewusst benennen, was unverrückbar ist (Werte, Beziehungen, Fähigkeiten).
Setze kleine Schritte - anstatt den ganzen Wandel kontrollieren zu wollen, konzentriere dich auf den nächsten machbaren Schritt.
Suche Resonanz - teile deine Gedanken mit Menschen, die dich erden, statt dich noch mehr in den Sturm zu ziehen.
3. Führung im Sturm
Organisationen erleben denselben Sturm. Neue Märkte, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz - vieles wirkt gleichzeitig wie Bedrohung und wie Verheissung. Führung heisst in diesem Kontext nicht, den Sturm zu stoppen. Das geht nicht. Führung heisst, Orientierung zu geben:
Werte sichtbar machen, damit Menschen wissen, woran sie sich halten können.
Vertrauen schaffen, dass Wandel nicht bedeutet, den Boden unter den Füssen zu verlieren.
Bewegung ermöglichen, ohne die Richtung aus den Augen zu verlieren.
Die Mitte einer Organisation ist ihre Kultur. Sie gibt Halt und erlaubt gleichzeitig, flexibel zu reagieren.
4. Balance - die Kunst zwischen Festhalten und Loslassen
Viele verwechseln „die Mitte finden“ mit Stillstand. Doch das Gegenteil ist wahr: In der Mitte entsteht Bewegung, die nicht blind ist, sondern bewusst.
Zu viel Festhalten macht starr und bricht im Sturm.
Zu viel Loslassen macht haltlos und wird vom Sturm getragen.
Die Mitte balanciert: Sie hält, was wichtig ist, und lässt frei, was sich wandeln darf. Diese Kunst ist nicht leicht, aber sie ist erlernbar - Schritt für Schritt, Erfahrung für Erfahrung.
Schlussgedanke
Der Sturm des Wandels wird nicht abebben. Er gehört zu unserem Leben, zu unserer Zeit, zu jeder Entwicklung. Doch wenn wir unsere Mitte finden – in uns selbst und in unseren Organisationen – verlieren wir nicht den Halt, sondern gewinnen Richtung. Die Mitte ist kein Rückzug, sondern ein Ausgangspunkt. Sie ist der stille Pol, aus dem Mut, Klarheit und Handlungsfähigkeit erwachsen. So wird der Sturm nicht zum Feind, sondern zum Wind, der uns trägt.
Organisationen sind lebendige Organismen.
Meine Arbeit besteht darin, ihnen Räume zu geben, in denen sie wachsen, reifen und Zukunft gestalten können - organisch, achtsam, menschlich.




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