Zukunft im Werden
- Ferdinando De Maria
- 20. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.
Warum es gefährlich ist, Organisationen „fertigdenken“ zu wollen -
und wie man stattdessen Räume für organisches Werden schafft.

Es gibt eine stille Sehnsucht nach „Fertigsein“. Ein Unternehmen, das rundläuft. Prozesse, die ein für alle Mal definiert sind. Strukturen, die Halt geben. Eine Kultur, die man „implementiert“ und dann abhaken kann.Doch diese Sehnsucht ist trügerisch.
Denn was „fertig“ ist, ist auch abgeschlossen. Und was abgeschlossen ist, lebt nicht mehr.
Die Gefahr des „fertig gedachten“ Unternehmens
Viele Transformationen scheitern nicht daran, dass Menschen nicht wollen – sondern daran, dass Organisationen wie Maschinen behandelt werden: man zieht eine Schraube an, ersetzt ein Teil und erwartet, dass es läuft.
Doch Organisationen sind keine Maschinen. Sie sind soziale Organismen. Sie atmen, sie pulsieren, sie entwickeln ein Eigenleben.
Wenn wir sie „fertigdenken“ wollen, passiert Folgendes:
Komplexität wird ausgeblendet. Was nicht ins Modell passt, wird weggedrückt.
Dynamik wird gebremst. Menschen halten sich zurück, weil sie den Plan nicht stören wollen.
Innovation versiegt. Wo das Bild vom Endzustand dominiert, ist kein Raum für Überraschung.
Das „fertige Unternehmen“ ist ein Irrtum – und ein gefährlicher dazu.
Organisationen sind im Werden – immer
Eine Organisation gleicht eher einem Ökosystem als einer Maschine. Sie verändert sich durch jede neue Person, jede neue Erfahrung, jede kleine Verschiebung im Umfeld.
Kommt ein neuer Mitarbeitender, verändert sich die Kultur.
Entsteht ein neues Produkt, wandelt sich die Identität.
Ändert sich die Umwelt, verändern sich auch die Beziehungen im Innern.
Dieser Prozess ist nie abgeschlossen. Er ist lebendig. Wer das versteht, sieht Wandel nicht mehr als Störung – sondern als Normalzustand.
Räume für Werden statt Pläne für Perfektion
Was also tun? Statt Organisationen „fertigdenken“ zu wollen, können wir Räume schaffen, in denen sie sich organisch entwickeln. Das bedeutet:
Dialog ermöglichen Räume, in denen Menschen ihre Perspektiven teilen können. Denn Organisationen sind Beziehungsgewebe und Klarheit entsteht im Austausch, nicht im Alleingang.
Experimentieren zulassen: Kleine Schritte, die ausprobiert werden dürfen, ohne Angst vor dem Scheitern. Jedes Experiment ist ein Samen – manche keimen, andere nicht.
Vertrauen stärken; Wer Menschen Verantwortung zutraut, öffnet Räume für Selbstorganisation. Führung heisst dann nicht, jede Bewegung zu kontrollieren, sondern das Feld zu halten.
Orientierung geben statt fixieren; Visionen und Werte als „Nordstern“ – nicht als Schablone. Orientierung gibt Halt, ohne Lebendigkeit zu ersticken.
Ein anderes Bild von Zukunft
Die Zukunft einer Organisation ist kein Zielpunkt, sondern ein Prozess.Sie ist weniger ein fertiges Haus und mehr ein Garten.
Ein Garten ist nie „fertig“. Er braucht Pflege, Achtsamkeit und zugleich die Offenheit, dass manches wild wächst, anderes vergeht und Neues entsteht. Organisationen, die sich als Gärten begreifen, werden resilient: Sie bleiben lebendig, anpassungsfähig und zugleich verwurzelt.
Reflexion zum Schluss
Wo hältst du in deiner Organisation an der Illusion des „fertigen Zustands“ fest?
Wo könntest du stattdessen Räume öffnen, in denen etwas entstehen darf?
Und was würde es für dich persönlich bedeuten, nicht auf „fertig“ zu warten, sondern das Werden zu gestalten?
Zukunft im Werden heisst: loslassen, zuhören, experimentieren - und Räume pflegen, in denen Lebendigkeit wichtiger ist als Perfektion.
Organisationen sind lebendige Organismen.
Meine Arbeit besteht darin, ihnen Räume zu geben, in denen sie wachsen, reifen und Zukunft gestalten können - organisch, achtsam, menschlich.




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