Zwischen Disruption und Resonanz
- Ferdinando De Maria
- 20. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.
Warum technologische Umbrüche (Digitalisierung, KI) nicht nur Tools brauchen,
sondern Haltung, Sinn und Resonanzräume.

Einleitung
Disruption ist längst kein Ausnahmezustand mehr – sie ist Teil unserer Realität. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, veränderte Marktbedingungen und gesellschaftliche Umbrüche stellen bestehende Strukturen infrage. Für viele Organisationen bedeutet das: Verunsicherung, Anpassungsdruck, Kontrollverlust.
Doch auf Disruption allein zu setzen, reicht nicht. Sie reisst nieder, aber baut nicht auf. Erst in der Verbindung mit Resonanz – also mit echter Verbundenheit, Sinnhaftigkeit und Klarheit - entsteht nachhaltiger Wandel.
1. Disruption verstehen: Motor, aber kein Ziel
Disruption bringt Bewegung. Sie zwingt uns, Routinen zu verlassen, alte Muster loszulassen und Neues auszuprobieren. Doch Disruption ist kein Selbstzweck. Wenn wir nur dem Neuen hinterherjagen, verlieren wir Orientierung.
Disruption ist der Anstoss - nicht die Antwort.
2. Resonanz als Gegenpol: Verbindung und Bedeutung
Der deutsche Soziologe Hartmut Rosa beschreibt Resonanz als „in Beziehung treten zur Welt“. Resonanz entsteht, wenn wir uns berühren lassen, wenn etwas in uns mitschwingt.
Im Organisationskontext bedeutet das:
Menschen fühlen Sinn in ihrem Tun.
Beziehungen sind nicht nur funktional, sondern tragfähig.
Veränderung wird nicht erlitten, sondern gestaltet.
Resonanz ist die Qualität, die Disruption fruchtbar macht.
3. Der Balanceakt: Zwischen Aufbruch und Verwurzelung
Die Herausforderung liegt darin, Disruption und Resonanz nicht als Gegensätze zu sehen, sondern als Spannungsfeld.
Ohne Disruption: Stillstand.
Ohne Resonanz: Haltlosigkeit.
Die Mitte liegt im bewussten Balancieren - Neues zulassen, ohne die Verbindung zum Sinn zu verlieren.
Fünf Tipps für Organisationen im Spannungsfeld
Klare Werte sichtbar machen
In Zeiten von Umbruch brauchen Menschen Orientierung. Definiere, was bleibt - auch wenn vieles sich verändert.
Raum für Resonanz schaffen
Nicht jede Sitzung muss „effizient“ sein. Räume für Austausch, Feedback und echte Begegnung stärken die Verbindung.
Mut zu Experimenten fördern
Disruption heisst auch, Neues auszuprobieren. Ermutige kleine Experimente statt grosser Masterpläne. So wird Unsicherheit handhabbar.
Führung als Brückenbau verstehen
Führungskräfte sind nicht mehr allein Entscheider, sondern Übersetzer zwischen Aufbruch und Stabilität. Sie geben Halt, ohne Kontrolle zu erzwingen.
Individuelle Mitte stärken
Mitarbeitende brauchen Tools, um in ihrer eigenen Mitte zu bleiben - von Achtsamkeitstrainings bis hin zu flexibleren Arbeitsmodellen.
5. Persönliche Ebene: Resonanz als Ressource
Auch individuell gilt: Zwischen Disruption (dem Druck, sich ständig neu zu erfinden) und Resonanz (der Sehnsucht nach Sinn und Verbindung) findet sich die eigentliche Kraft. Wer seine Mitte pflegt, wird nicht vom Sturm fortgetragen, sondern kann ihn nutzen.
Schlussgedanke
Disruption ohne Resonanz ist hektisch. Resonanz ohne Disruption bleibt bequem.
Doch zwischen beiden Polen entsteht Zukunft: tragfähig, menschlich, lebendig.
Organisationen und Menschen, die diese Balance kultivieren, werden Wandel nicht nur überstehen - sie werden ihn gestalten.
Organisationen sind lebendige Organismen.
Meine Arbeit besteht darin, ihnen Räume zu geben, in denen sie wachsen, reifen und Zukunft gestalten können - organisch, achtsam, menschlich.




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